Hoss Hauksson - der einzige Isländische Winzer der Welt
Hoss Hauksson, geboren in Reykjavik, wohnt seit acht Jahren in Hünenberg See und baut im Aargau sowie im Tessin Wein an. Und ist nebenbei der einzige isländische Winemaker der Welt. Noch bis vor zwei Jahren hatte er beruflich aber mehr mit Zahlen statt Trauben zu tun.
Ein Mathematik-Studium in Kalifornien, ein Job in London, Tätigkeiten bei der Investmentbank Goldman Sachs und der Zürcher Kantonalbank sowie beim Finanzunternehmen Tulos Capital AG in Baar – Hoss Hauksson hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel gemacht, nicht aber etwas Handwerkliches. Das änderte er Anfang 2017 und wurde Winzer.
Die Etikette zeigt bereits, dass hier jemand aus dem Norden am Werk war. Auf den Weinen von Hoss Hauksson ist eine Wikinger-Rune abgebildet. Sie symbolisiert das Schliessen von Freundschaften, oder, noch etwas romantischer, wie man(n) die Liebe einer Frau gewinnt. Das alte Schriftzeichen zeigt auch die Freude, mit der sich der 49-Jährige dem Weinbau widmet.
Seine Reben in Remigen und Döttingen im Aargau sind mit Pinot Noir, Kerner, Rheinriesling, Chardonnay, Blaufränkisch, Malbec, Pinot Gris und Sauvignon Blanc bestockt. Die Rebstöcke sind mehrheitlich zwischen 20 und 40 Jahre alt und befinden sich in ihrer perfekten Blütezeit.
Eine weitere Parzelle befindet sich in Godemo im Tessin in einem steilen Südhang direkt unter dem Dorfkern, der mit Merlot und Cabernet Franc bestockt ist. Die Reben wurden kontinuierlich erneuert, wobei die ältesten bereits über 100 Jahre alt sind.
Hoss Hauksson produziert Pinot Noir und andere Rote, vor allem aber eine breite Palette Weissweine. Das Besondere dabei: Fast alle Weissen sind «orange» gekeltert, also mit langen Maischestandzeiten. «Sie werden so vielschichtiger, komplexer - kurz die interessanteren Weine. Ganz saubere Orange Wines, das ist mein Ziel. Oxydativer Ausbau oder flüchtige Säure sind nicht Teil des Programms. Ich will schlicht und einfach guten Wein.» Dass dafür nur biodynamische Rebarbeit in Frage kommt, versteht sich von selbst. «Erstens tut das dem Wein gut. Zweitens auch der Umwelt. Und nicht zuletzt: In zehn Jahren werden wir ohnehin alle Bio sein.»
Hoss Hauksson interessiert sich für vieles. Etwa für den Einfluss der Mikroorganismen auf die Stoffe, die am Ende im Wein sind. «Alle reden immer nur von Böden und Gestein, aber die Mikroflora ist auch Terroir. Um diese Mikroflora zu fördern, werden Schafe ganzjährig in den Rebberg integriert. Es handelt sich um Ouessant-Schafe, die kleinste Rasse der Welt. Ursprünglich haben die Wikinger sie nach der Insel Ouessant in der Bretagne gebracht - jetzt holen die Wikinger sie zurück», fügt Hauksson lächelnd an.